Für Timelapse-Aufnahmen benötigt man spezielles Equipment und hier will ich euch den neuen Intervallauslöser LRTimelapse Pro Timer 3 vorstellen, der mir von Gunther Wegner zur Verfügung gestellt wurde und jetzt von mir getestet wurde.
Alle Infos zum Gerät findet ihr auch im nachfolgenden Youtube-Video:
Wie erstellt man Zeitraffervideos?
Um wie bei einem Daumenkino mit einer Fotokamera Zeitrafferfilme erstellen zu können, benötigt man neben der Kamera ein Stativ und einen Intervallauslöser, falls die Kamerasoftware hier keine entsprechenden Einstellungen bietet. Damit aus den einzelnen Fotos schließlich ein fertiger Videoclip entsteht, verwende ich die Software LRTimelapse 5*. Für den privaten Gebrauch ist die Software übrigens gratis, man hat dann aber einige Einschränkungen – beispielsweise können dann nur Full-HD-Videos und Sequenzen mit maximal 400 Bildern exportiert werden. Um die einzelnen Fotos zu bearbeiten, empfehle ich Lightroom von Adobe, die Software ist auch für den Workflow mit LRTimelapse ideal.
LRTimelapse Pro Timer 3: Der Intervallauslöser für das nächste Level
Was macht den LRTimelapse Pro Timer 3 (bei Amazon kaufen*) so besonders und warum sollte man nicht unbedingt einen Intervallauslöser kaufen, den es schon ab etwa 20 Euro aus China gibt? Gängige Intervallauslöser warten auf Autofokus-Signale und verzögern dadurch die Aufnahme und es gibt lange Schwarzzeiten. Genau das ist beim LRT Pro Timer 3 nicht so. Gerade der Autofokus sollte bei Timelapse-Aufnahmen sowieso immer am Objektiv deaktiviert werden.
Ein Alleinstellungsmerkmal beim LRT Pro Timer 3 sind die stufenlos programmierbaren Intervalle zwischen den einzelnen Aufnahmen. Die Intervalle bestimmen, wie oft ein Bild geschossen wird. Beim LRTimelapse Pro Timer 3 können diese mit einer halben Sekunde sehr niedrig eingestellt werden – andere Intervallauslöser beginnen erst bei einer Sekunde, da noch auf den Autofokus gewartet wird, beginnt die Aufnahme evtl. noch viel später. Da Zeitraffervideos Fotoqualität bieten und dank RAW-Aufnahmen auch sehr viel besser bearbeitet werden können als Videos, lohnt sich dieser Aufnahmemodus manchmal auch für normale Hochglanz-Videos, die keine besonderen Zeitrafferszenen zeigen. Hier sind dann Intervalle von unter einer Sekunde besonders praktisch, da dann eine schöne Videosequenz sehr schnell im Kasten ist. Dabei können die Intervalle sogar in Zehntelsekunden eingestellt werden. Wer möchte, kann also zum Beispiel einstellen, dass alle 0,6 oder alle 0,7 Sekunden ein Bild geschossen wird.
Mit dem LRT Pro Timer 3 kann ganz genau festgelegt werden, wie viele Bilder die Zeitraffersequenz enthalten soll – dies kann übrigens auch noch während der Aufnahme angepasst werden, falls ihr zum Beispiel feststellt, dass noch ein genialer Sonnenuntergang folgt und ihr diesen auch noch mit aufnehmen wollt. Bereits in der Voreinstellung verrät das Display wie lange ihr warten müsst, bis die Aufnahme abgeschlossen ist. Weiterhin gibt es Infos dazu, wie lange der Zeitrafferclip schließlich wird, wie man auch in meinem Youtube-Video sieht. In den Einstellungen habe ich hier zuvor 30 Bilder pro Sekunde vorgegeben, es sind aber auch 24, 25, 50 oder 60 Fps einstellbar. Mehr Einstellungen sind auch nicht erforderlich und schon kann mit der Aufnahme begonnen werden.
Dank zwei Ports kann der LRT Pro Timer 3 auch zwei Kameras gleichzeitig auslösen oder ein Port wird für einen Slider verwendet. Für den Betrieb wird noch ein Kamerakabel für rund elf Euro benötigt, dieses wird nicht mitgeliefert, da sich die Kamerahersteller hier nicht auf einen Standard einigen konnten und für Canon, Nikon, Sony, Olympus oder Panasonic unterschiedliche Kabel benötigt werden. Bei Amazon* habe ich euch entsprechende Kabel verlinkt. Der Pro Timer 3 kann auf zwei Arten in den Blitzschuh der Kamera gesteckt werden. Das ist sinnvoll, wenn die Kamera beispielsweise in Bodennähe platziert wird, denn dann wäre das Display nur schlecht ablesbar. Wünschenswert wäre hier nur noch ein Gewinde für ein Stativ, falls man den Auslöser nicht auf der Kamera montieren möchte. Dies kann nämlich sinnvoll sein, wenn man während der Aufnahme Änderungen an den Einstellungen vornehmen möchte. Schon kleinste Berührungen der Kamera können die Aufnahme ruinieren (gerade bei Langzeitbelichtungen). Genial sind nämlich vor allem die Möglichkeiten beim Pro Timer 3, dass während einer laufenden Zeitrafferaufnahme zum Beispiel die Anzahl der geschossenen Bilder verändert werden kann.
Das Gerät verfügt über einen eingebauten Lithium-Ionen-Akku, der per Micro-USB-Kabel geladen werden kann – das USB-Kabel gehört nicht zum Lieferumfang, allerdings sollte jeder so ein Kabel rumliegen haben. Laut Hersteller soll der Akku bis zu 20 Stunden halten, was ich aber nicht getestet habe. Das i-Tüpfelchen wäre natürlich ein USB Typ-C-Anschluss gewesen, da immer mehr Geräte auf diesen Standard setzen und sich solche Stecker in beide Richtungen einstecken lassen. Gerade bei Dunkelheit wäre USB Typ C praktisch gewesen, wenn der Pro Timer 3 an eine Powerbank angeschlossen werden soll. Bei den beiden Kamera-Ports gibt es schließlich auch fühlbare Indikatoren, ob es sich um Port 1 oder 2 handelt. USB-Kabel steckt man tendenziell immer falsch herum rein. In 99 Prozent der Fälle sollte die Akkukapazität aber immer ausreichen, sodass man den LRTimelapse Pro Timer 3 unterwegs vermutlich nie laden muss.
Ist der Preis für den LRTimelapse Pro Timer 3 gerechtfertigt?
Auf den ersten Blick ist der LRTimelapse Pro Timer 3 mit rund 190 Euro (siehe Amazon*) nicht ganz günstig, doch man muss bedenken, dass dies ein Nischenprodukt ist, welches auch noch in Deutschland produziert wird. Wann habt ihr denn das letzte Mal ein technisches Gerät gekauft, welches „Made in Germany“ ist? Wer professionelle Zeitraffervideos erstellen möchte, wird den Komfort des LRT Pro Timer 3 nicht mehr missen wollen und da macht diese Investition neben einer teuren Kamera, Objektiven und Slider sowieso nur einen kleinen Bruchteil aus.
Wer etwas Geld sparen möchte, kann für 40 Euro weniger den LRTimelapse Pro Timer 2.5* kaufen. Dieser bietet die gleichen Funktionen, hat aber ein etwas kleineres Display und keinen Drehregler aus Aluminium, erhält aber auch in Zukunft die gleichen funktionalen Firmware-Updates. Ein verbesserter Laderegler sorgt außerdem beim Pro Timer 3 dafür, dass die Batterie-Selbstentladung reduziert wird, wenn das Gerät ausgeschaltet ist.
Mit etwas handwerklichem Geschick kann ein ähnlicher Intervallauslöser auch selbst gebaut werden, Gunther Wegner hat dazu eine DIY-Bauanleitung ins Netz gestellt und bietet auch die dafür notwendige Firmware gratis zum Download an. Die Bauanleitung dazu findet ihr unter gwegner.de.
LRTimelapse Pro Timer 3: Menüs und Bedienung
Die Bedienung vom Pro Timer 3 ist denkbar einfach, mit dem Drehrad navigiert ihr euch durch die Menüs, ein Druck auf den Knopf bestätigt die Eingabe, während ein langes Gedrückthalten quasi einen „Zurück“-Button simuliert oder eine Auswahl 2 anbietet – siehe dazu auch mein Youtube-Video. Durch das große Drehrad ist auch eine Bedienung mit Handschuhen möglich, als Astro-Fotograf steht man nicht selten in der Kälte. Das Drehrad passt übrigens variabel die Geschwindigkeit in den Menüs an, wer also beispielsweise 3.000 Fotos im Zeitraffer aufnehmen möchte, muss nicht ewig am Drehrad drehen.
Der LRTimelapse Pro Timer 3 kann auch als Fernauslöser eingesetzt werden. Das ist praktisch, wenn man verhindern möchte, dass beim Drücken vom Auslöser Wackler entstehen. Nur sollte man den Pro Timer 3 dann nicht am Blitzschuh anbringen. Eine geplante Timelapse-Sequenz, die zu einer bestimmten Uhrzeit beginnt ist ebenfalls möglich und die Möglichkeiten mit dieser Funktion sind sehr vielfältig.
Wer beispielsweise eine Baudokumentation erstellen möchte, wird die Periodic Timelapse-Funktion zu schätzen wissen. Um den Baufortschritt zu überwachen, macht es nachts wenig Sinn, dass ein Zeitraffervideo aufgenommen wird. So lässt sich dann also einstellen, dass z. B. täglich von 8 bis 16 Uhr Aufnahmen gemacht werden.
Noch ein nettes Gimmick beim LRT Pro Timer 3: Unter dem Menüpunkt Tools kann das OLED-Display quasi als Taschenlampe zweckentfremdet werden. Astro-Fotografen können das Display während der Aufnahme übrigens komplett abschalten, sodass es hier keine unnötige Lichtverschmutzung gibt. Zwei einzeln leuchtende Pixel signalisieren, dass die Aufnahme noch läuft. Es wurde also wirklich an alles gedacht und es gibt sogar einen Bildschirmschoner. Ich bin gespannt welche Funktionen per Firmware-Update noch nachgereicht werden.
Magic Lantern: Alte Canon-Kameras per Firmware mit Intervallauslöser nachrüsten
Wer wie ich auch noch eine alte Canon-Kamera wie die EOS 6D besitzt, kann mit etwas Glück die Open Source Firmware-Erweiterung Magic Lantern installieren und so die Kamera um einen Intervalometer erweitern. Infos zu Magic Lantern findet ihr auch in älteren Blog-Postings von mir. Nach dem Start der Timelapse-Sequenz muss man aber im Gegensatz zum Pro Timer 3 auf viele Infos im Display verzichten (gerade wenn als Intervall eine Sekunde eingestellt wird, bleibt das Display schwarz) und auch individuelle Intervalleinstellungen in Zehntelsekundenschritten sind nicht möglich. Für neuere Kameras wie die EOS 5D Mark IV gibt es allerdings kein Magic Lantern mehr. So wie es aussieht, wird seit 2018 nicht mehr am Magic Lantern-Projekt gearbeitet. Zumindest muss man bei älteren Canon-Kameras keine Angst mehr haben, dass man durch die Installation der „speziellen Firmware“ seine Garantie verliert, da diese bei den meisten unterstützten Kameras sowieso abgelaufen ist.
Link-Übersicht zu den erwähnten Produkten
✅ LRTimelapse Pro Timer 3*
✅ LRTimelapse Pro Timer 2.5*
✅ LRTimelapse 5 Software*
✅ Kamerakabel für LRTimelapse Pro Timer*
✅ Bauanleitung LRTimelapse Pro Timer Free
✅ Magic Lantern für Canon-Kameras
Die mit Sternchen (*) gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Wenn du auf so einen Affiliate-Link klickst und über diesen Link einkaufst, bekomme ich von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.